Verletzt

  1. Startseite
  2. chevron_right
  3. Beiträge
  4. chevron_right
  5. Verletzt

„Ich liebe Gott, den Ewigen, meinen Befreier.“

Jetzt kann ich es wieder sagen. Aber es gab eine Zeit,

da war ich verstummt.

Natürlich, als ich ein Kind war,

da gehörte Gott zum Leben wie die Eltern,

meine Freunde, der Kindergarten, die Schule.

Du warst selbstverständlich da.

Genau kann ich es nicht sagen

wann ich dich, Gott, verlor

und du keine Rolle mehr spieltest.

Aber irgendwann warst du

einfach verschwunden,

ohne dich zu verabschieden,

ohne das ich dich verabschiedete.

Hab ich dich vermisst?

Nicht wirklich.

Vielleicht dachte ich mal

mit Wehmut an dich,

so wie man an seine Kindheit sich

zurück erinnert.

„Schade, dass er nicht mehr da ist.

Aber so ist es nun mal.

Man ist herausgewachsen aus dem Glauben

so wie aus den Kinderkleidern.

Das Leben geht weiter.“

Heute kann ich wieder sagen:

„Ich liebe dich, Gott, du Ewiger, mein Befreier“.

Aber bis dahin war ein langer Weg.

Vorher lernte ich einen anderen kennen:

den Tod.

Plötzlich war er da, unangemeldet, ungewollt.

Die Krankheit kam, Angst ergriff mich

wie ein Tier fiel sie über mich her.

Abgründe taten sich auf.

Nun lernte ich die Menschen kennen!

Ihre mitleidigen Blicke – ich konnte sie kaum ertragen,

die besserwisserischen Ratschläge – sie waren mir zuwider,

das bewusste Wegschauen, das aus dem Weg gehen –

es verletzte mich zutiefst.

Wie verlogen Menschen sein können!

Was blieb mir denn noch?

Ein einziger Satz,

sehr leise:

„Ach Gott, rette mein Leben!“

In mir nur noch die Ahnung von dem,

was du einmal für mich warst.

Er – vielleicht – immer noch da.

Ein leises, zaghaftes Seufzen:

„Ach – Gott!“

„Wenn es dich gib, dann hilf!“

Ach!

Glaube? – Kaum noch vorhanden.

Hoffnung? – Nicht der Rede wert.

Liebe? – Sie war gestorben.

Kein Licht.

Nur noch Dunkelheit.

Kein Gebet.

Zu wem auch?!

Nur noch ein Seufzer.

Heute ist alles anders.

Ich kann wieder lachen.

Hell ist es wieder in meinem Leben.

Gott sei Dank!

Ja, ich kann es nicht anders sagen:

Gott sei Dank!

Alle dürfen es hören:

Ich liebe Gott,

den Ewigen, meinen Befreier.

Endlich frei!

Wie nur kann ich ihn danken?

Wie das fassen,

was ich erleben durfte!

Mit anderen suche ich Worte

um das auszudrücken,

was ich jetzt fühle:

Tiefe, unsagbar tiefe Dankbarkeit.

Gedanken zu Psalm 116 – Dieter Bouws

Menü